Ensemble

Die Cantorianer widmen sich vornehmlich der alten Musik (also Werken der Renaissance) und der Moderne (also Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts). Zu beiden Zeiten entstanden viele Chorwerke, die sich gut in kleinen Ensembles aufführen lassen und die nicht nach einem großen Oratorienchor verlangen. Außerdem bilden diese beiden weit auseinander liegenden Epochen einen für Sänger wie Publikum reizvollen Kontrast zueinander und bieten die Möglichkeit, Neues und Unbekanntes zu entdecken.

Musikalischer und organisatorischer Leiter ist Martin Sturm. Bereits zu seinen Schulzeiten am Johannes-Kepler-Gymnasium Chemnitz leitete er einen kleinen Schülerchor. Nach der Schule erhielt er neben seinem Mathematikstudium an der TU Chemnitz im Rahmen einer Kirchenmusikausbildung unter anderem Dirigier- und Tonsatzunterricht. Seither betätigt er sich sowohl als Chorleiter als auch im musikdidaktischen Bereich und bringt in Workshops Choristen das Notenlesen und Vom-Blatt-Singen bei.

Die Cantorianer erarbeiten jedes Jahr ein Projektprogramm, das einem bestimmten Thema gewidmet ist. Zudem werden spezielle musikalische Fertigkeiten neu erarbeitet, wenn die ausgewählten Werke dies erfordern. Die kleine Besetzung ermöglicht den Sängern, Chorwerke quasi solistisch zu gestalten und sehr direkt musikalisch miteinander zu kommunizieren. Im Gegenzug erfordert die intensive Probenarbeit viel Konzentration, und die meist größeren individuellen Vorbereitungsphasen verlangen einiges an Disziplin.

KirchenschiffDie Auftritte finden oft in sakralem Rahmen statt. Typische Konzerte bilden eher die Ausnahme. Die Cantorianer verlangen zum Beispiel keinen Eintritt für ihre musikalischen Vespern und Auftritte. Bisher haben immer Spenden ausgereicht, die Arbeit des Ensembles zu finanzieren. Wir hoffen sehr, dass dies auch weiterhin so bleiben möge, denn ein Grundpfeiler unserer Arbeit ist die Überzeugung, dass Kultur für jeden erreichbar sein soll, weil sie ein Grundbedürfnis des Menschen ist.

Wie alles begann…

Die Idee zur Gründung der Cantorianer kam vier Studenten in Karlsruhe bei einem Kinobesuch. Es lief der Film „Vaya con Dios“. Allen, die den Film noch nicht gesehen haben, sei er wärmstens ans Herz gelegt. In ihm brechen die letzten verbliebenen Mönche des Cantorianerordens in Deutschland auf, um zu ihren italienischen Glaubensbrüdern zu stoßen. Neben einigen amüsanten Verwicklungen bei der Begegnung der mittelalterlich lebenden Mönche mit der hektischen Neuzeit hält der Film auch eine romantische Liebesgeschichte parat.

Filmplakat Vaya Con Dios
Vaya Con Dios,
Deutschland 2002
Regie: Zoltan Spirandelli

Der Orden der Cantorianer entstammt allein der Fantasie des Drehbuchautors, aber gleich die Eröffnungsszene, in der die Mönche die aufgehende Sonne mit einem Gesang in ihrer leeren Kirche begrüßen, öffnete den Kinozuschauern die Herzen. Sie brachte uns vier schnell auf die Idee, dieses erste Stück (es handelt sich um die Motette „Tu Solus“ von Josquin Desprez) selbst einmal zu singen.

Keine Woche später hatten wir die Noten und begannen zu proben. Auch wenn unsere Besetzung (Mezzosopran, Countertenor, Bariton und Bass) nicht ganz mit dem Filmoriginal übereinstimmte, war sie geeignet für alte Musik. Nach einem Kleinauftritt in Karlsruhe entstand über Martin Sturm (einer der vier Gründer) die Verbindung zu Sängern des unisono e.V. aus Chemnitz. Im Sommer 2003 fanden sich dann insgesamt acht Sängerinnen und Sänger zum ersten von mittlerweile über zehn Projekten zusammen.